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Montag, 14. Dezember 2009

Positionspapier "Heimat - Fernweh"

Positionspapier zur Einzelanalyse „Heimat – Fernweh“

Der vorliegenden filmische Text von Regisseur Edgar Reitz und Autor Peter Steinbach trägt den Titel „Heimat – Fernweh“ uns ist der erste Teil einer 11 Teile umfassenden Filmreihe die sich mit dem Leben um und in Schabbach in den Jahren 1919-1982 befasst. Im ersten Teil, der zeitlich direkt nach dem Ende des 1.Weltkrieges verortet ist, kehrt der Sohn der Familie Simon, Paul Simon, nach Sechstägiger Fußreise aus Frankreich zurück nach Schabbach. Der Reisende kehrt ansatzlos in den Alltag der Heimat zurück. Während der ersten zwanzig Minuten des Film wird mit akribischer Genauigkeit und Präzision eine Alltagswelt erschaffen der es weder an Glaubwürdigkeit noch an Authentizität fehlt. Diese Authentizität wird vor allem durch das prägnant gesprochenen „Hunsrücker Platt“ und die teilweise zum Einsatz kommenden Laiendarsteller erzeugt. Die Kameraarbeit unterstützt diesen Eindruck noch und greift die Reise des Fußreisenden auf und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch den Hunsrückeralltag, durch sehr fließende Bewegungen der Kamera und die stetig inszenierten Kamerafahrten bekommt der Zuschauer den Eindruck einer „reisenden“ Kamera. Sie nimmt immer wieder die Perspektiven der agierenden Personen ein, oder näher sich diesen an und trägt so zur Erlebbarkeit der Alltagsdarstellung bei. (vgl. Sequenz ab min 05:00)

Die immer wieder vorkommenden Wechsel der Farbgebung des Films folgen keiner bestimmten Gesammtlogik sonder stehen stets für sich und entwickeln immer wieder eine punktuelle Logik zu dem Moment des Einsatzes passend. Der Film legt, durch den stets vollzogenen Wechsel von schwarz/weiß auf bund, bei der Darstellung von Landschaftstotalen ein Augenmerk auf die Geographie des Hunsrücks und dessen besondere Ästhetik.

Auf der musikalischen Ebene kommt immer wieder die vermeintlich selbe Melodie, nur in verschiedenen Ausprägungen, zum Einsatz. Sie markiert stets einen außergewöhnlichen Moment oder besondere Begegnungen zwischen den Figuren (vgl.Sequenz ab min 22:00). Darüber hinaus werden immer wieder Tonquellen im Bild etabliert, wie etwa ein Kinderchor oder das Radio.

Dem Radio kommt in diesem Film eine besondere Rolle zu. Das Radio zeichnet zusammen mit der immer wieder verwendeten Fotografie nicht nur ein Stück Mediengeschichte im Film nach sondern wird auch zu einer Art Fluchtinstrument dem sich Paul Simon immer dann zu bedienen scheint wenn Er der Nähe und Enge der schabbacher Dorfgemeinschaft, getrieben von seinen Kriegserlebnissen, entfliehen will.

Die Darstellung der Fotografie, die sich hier im aktiven Einsatz dem Verfahren der Kollodium Nassplatte, bedient (vgl. Sequenz min 01:16:20:00) kommt ebenfalls eine besondere Rolle zu, die Wichtigen gemeinschaftlichen Momente werden stets als Foto festgehalten und deuten damit die Rolle der Fotografie als dokumentierendes Medium an. Durch die verschiedenen Reaktionen der Menschen auf die Fotografien wird klar welchen hohen Stellenwert bzw. technische Faszination diese Medium damals auf die Menschen hatte. Da in einem Ladenlokal die neuen viel kleineren Kameras von einem der Hauptdarsteller bewundert werden liefert der Film auch Anspielungen auf die technische Entwicklung dieses Medium von der großen schweren Kamera hin zu dem auf Rollfilm basierenden kleineren Modellen (Leica/1924).

Lukas Gehner BA Medienwissenschaften 2281350

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