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Montag, 14. Dezember 2009

Positionspapier "Ein fliehendes Pferd"

Positionspapier zur Einzelanalyse „ Ein fliehendes Pferd“

Der vorliegende filmische Text „ Ein fliehendes Pferd“ von 1985 ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buches von Martin Walser. Zwei ehemalige Schulfreunde treffen sich zufällig nach 23 Jahren im Urlaub ,mit ihren Frauen, wieder und verbringen einige Tage zusammen.

Es entsteht eine komplexe Figurenkonstellation aus erotischer Anziehungskraft und charakterlicher Abneigung (Helmut und Sabine sowie Klaus und Helen). Helmut und Klaus die unterschiedlicher nicht sein könnten, Klaus der vor Spontaneität und Lebenslust sprühende Journalist begegnet Helmut der, seinerseits auf Ruhe und Ordnung bedachte, kleinbürgerliche Lehrer. Klaus konfrontiert Helmut mit seiner Vergangenheit wodurch Helmut feststellen muss dass er „nicht mehr so freundlich ist wie er einmal war“. Sabine hingegen, Helmuts Frau, ist sofort fasziniert und erotisiert von dem Treffen mit Klaus und Helen. Sie beginnt, durch Klaus Verhalten ermutigt, die Ordnung und Ruhe in ihrer Ehe mit Helmut in Frage zu stellen und benutzt dabei Klaus, dessen Habitus Helmut zu schaffen macht, immer wieder als Druckmittel. („dann frag´ ich eben Klaus ob er mit mir schläft“) Helen, Klaus 2.Frau, scheint am wenigsten an der Figurenkonstellation zu partizipieren wobei sie durch ihr sehr attraktives Äußeres und die, von Klaus immer wieder betonten, Fähigkeiten im Bett einen stark erotisierenden Einfluss auf die Charaktere nimmt und so das Motiv der Sexualität als thematische Problematik des Film unterstreicht. Hinter der Passivität von Helen steckt wie sich am Ende des Film, kurz vor Klaus mystischer Wiedergeburt, herausstellt eine brutal starke Dominanz von Klaus in der Beziehung der Beiden.

Der Film wahrt auf der visuellen Ebene immer die Distance, des reflektierenden Betrachters, zu den Protagonisten. Die Kameraeinstellungen bewegen sich zwischen der Supertotalen und der Halbnahen. Nahe oder Detail Aufnahmen sind selten und verstärken, wenn sie eingesetzt werden, meistens ein Gefühl oder einen Entwicklungsschub der Charaktere. (vgl. Seq. min 12:45).

In den ersten Sequenzen des Films werden die beiden Paare sehr häufig in einer Halbnahen jeweils zusammen im Bild gezeigt um die Zusammengehörigkeit und die noch starke Bindung zwischen den Charakteren zu verdeutlichen, gegen Ende werden dann Helmut und Sabine separiert in Nahen gezeigt was als visuelles Indiz für die zu diesem Zeitpunkt am weitesten fortgeschrittene Entzweiung der Beiden zu verstehen ist. (vgl. Seq. min 40:03 & 06:30).

Die Musik als gestalterisches Mittel wird bei diesem filmischen Text sehr minimalistisch Eingesetzt zumeist sind es in der Szene etablierte Tongeber die für die Hintergrund Musik sorgen, nur sehr vereinzelt unterstreicht die Musik aufkommende Gefühle der Protagonisten oder unterstützt die Spannung der Handlung. (vgl. Seq. min 52:00 & 56:00).

Die Bildgestaltung durch das Licht ist nicht prägnant geprägt von extremen Lichtstimmungen oder Farbgebungen. Die Lichtgestaltung folgt der Logik von Tag und Nacht, Innen und Außen und ist somit nicht als auffälliges Stilmittel zu identifizieren.

Lukas Gehner BA Medienwissenschaften 2281350

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